Holzschutzgutachten
Seitdem der Mensch Holz als Baustoff verwendet, versucht er es vor Schädigungen durch holzzerstörende Pilze und Insekten zu schützen. Schäden an Holzkonstruktion können sehr komplexe Ursachen haben. Die Ermittlung der Schadensursache, des Schädigungsgrades sowie des Schadensumfanges sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung.
Diese Forderung findet sich auch in der DIN 68800-4-4.4:2020-12, dort heißt es sinngemäß: Die Entscheidung über Notwendigkeit, Art und Umfang einer Bekämpfungsmaßnahme hängt von einer sorgfältigen Diagnose der Befallsart und Befallsumfangs durch hierfür qualifizierte Sachverständige für Holzschutz (Holzschutzgutachter) ab. Die Ergebnisse der Untersuchungen und Hinweise zu den notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen sind dem Auftraggeber in einem Holzschutzgutachten vorzulegen.
Ein Holzschutzgutachten vor Beginn der Sanierungsarbeiteten durch einen erfahrenen Holzschutzgutachter schafft Planungssicherheit, da es die Grundlage einer Kostenabschätzung bildet und das Risiko vor unangenehmen Überraschungen während der Bauphase stark senkt.
Der Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans)
Stark vereinfacht kann man sich Holz als Verbundbaustoff wie z.B. Stahlbeton vorstellen, wobei der Beton im Holz das Lignin darstellt und der Stahl die langen Zellulosefasern. Holzpilze zerstören die Grund-komponenten des Holzes. So bauen Braun- und Moderfäulepilze Zellulose und Weißfäulepilze zusätzlich das Lignin ab. Als Folge dieses Abbaus ergeben sich die bekannten Schadbilder am Holz. Da Weiß-fäuleerreger hauptsächlich das braunfarbene Lignin abbauen, verbleibt die weiße, faserige Zellulose. Bei der Braunfäule verbleibt mehrheitlich das Lignin und es entsteht ein sogenannter Würfelbruch, das Holz reißt quer zur Faser.
Die DIN 68800 unterscheidet nicht in Weißfäule und Braunfäulepilze sondern in Nassfäulepilze und den Echten Hauschwamm. Die Diagnostik und Bekämpfung des Echten Hausschwamms ist ein uraltes Menschheitsproblem. Als Kulturfolger hat er sich im Laufe der Zeit von einem Waldbewohner zu einem Bewohner menschlicher Behausungen entwickelt.
Das durch den Echten Hausschwamm befallene Holz weißt eine Braunfäule auf. Es ist braun verfärbt, quader- oder würfelartig gebrochen und lässt sich im fortgeschrittenen Befallsstadium zu Pulver verreiben. Der entstandene Würfelbruch ist im Allgemeinen gröber als bei anderen Braunfäuleerregern, allerdings ist die Größe der Würfel auch von den Querschnitten und dem Feuchtegehalt des Holzes abhängig, so dass anhand des Bruchbildes eine zuverlässige Bestimmung bzw. Abgrenzung von anderen holzzerstörenden Pilzen nicht möglich ist.
Einen Pilz, das weiß jeder Pilzsammler, erkennt man am einfachsten am Fruchtkörper. Grundsätzlich besteht ein Pilz aus Fruchtkörpern, Myzelien und Strängen. Im Gebäude ist es meist das Myzel, welches man von einem Hausfäulepilz antrifft. Fruchtkörper bilden sich erst, wenn das Holz durch den Hausfäulepilz weitgehend abgebaut ist oder die Wuchsbedingungen sich verschlechtern.
Die Fruchtkörper des Echten Hausschwammes sind an der Oberseite zimtbraun und haben eine faltig gewundene Fruchtschicht mit einem hellen, wulstigen Zuwachsrand. Diese Fruchtkörper erzeugen große Mengen an rotbraunen Sporen, die häufig wie Pulver angrenzende Flächen bedecken. Die Sporen des Echten Hausschwammes sind mikroskopisch aufgrund ihrer charakteristischen Form gut bestimmbar.
Die Fruchtkörper liegen am Substrat (z. B. Mauerwerk oder Holz) flach an und lassen sich meist leicht ablösen. Gelegentlich bilden sich am Fruchtkörper wie auch am Myzel kleine Flüssigkeitstropfen sogenannte Guttationstropfen. Diese „Tränen“ haben dem Pilz seinen Namen gegeben: „lacraymans“ der „Tränende“.
Für Bekämpfungsmaßnahmen an verbauten Hölzern gegen holzzerstörende Pilze und Insekten gelten die Festlegungen der DIN 68800-4/2020-12. Weiterhin sind die Sanierungshinweise nach dem WTA-Merkblatt 1-2-21/D zu beachten. Die Diagnostik und die Sanierungsplanung gehören in die Hand eines erfahrenen Sachverständigen für Holzschutz.
Wichtig ist es, einen qualifizierten Sachverständigen für Holzschutz schon vor Beginn der Sanierungsarbeiten in die notwendigen Planung mit einzubeziehen.
Prüfung von Schadstoffeinträgen im Holz
Chemische Holzschutzmittel (HSM) wurden und werden zur Bekämpfung bzw. zur Vorbeugung gegen den Befall durch holzzerstörende Organismen eingesetzt. Von besonderer Bedeutung, aufgrund ihrer toxikologischen Wirkung, sind die Wirkstoffe PCP (Pentachlorphenol), Lindan und DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan). Lindan (z.B. HSM Hylotox 59) und der Wirkstoff PCP (z.B. HSM Hylotox IP) wurden häufig mit DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) in der ehemaligen DDR eingesetzt.
Liegt eine Kontamination im Dachstuhl vor, so kann man diese sehr lange im Hausstaub nachweisen. PCP z.B. adsorbiert leicht an Staubpartikeln und kann dort angereichert werden. Der Staub kann wie ein „Gedächtnis“ auf eine frühere, aber auch auf eine aktuelle Belastung hinweisen. Er ermöglicht jedoch keine Aussage über die Quelle der Belastung.